Mittwoch, 24. Oktober 2007

Montag, 22.10.2007 - Jetzt ist sie weg

Noch einmal Treppen geübt, Besuch von Annette (das war sehr schön). Dann Eltern. Noch mit der Stationsschwester gezofft. Der Prof. hatte kein Rezept für das Leihen der Motorschiene zum Beugen des Beines ausgestellt, obwohl er mir das gesagt hatte. "Die Motorschiene bekommen Sie nicht! Das ist unsere!" - "Ja, aber die will ich auch gar ni-" "Die kostet 10 000 Euro!!!!!" -! "Ja, aber die will ich doch auch gar ni-" "Das würde der Herr Professor niemals anbieten! Unsere Schiene!!!! Also sowas!" - "Hören Sie mir doch bitte einfach mal zu. Der Prof hat gesagt - " "Das haben Sie falsch verstanden" AAAAAHHHHHHHHHH! Wir sagten dann nochmal, dass es um ein Leihen (Mieten) ginge. "Das gibt es nicht! Die kann man nicht leihen!!!!" . Um es kurz zu machen. Kann man doch. War auch schon von uns geklärt. "Ich glaube das nicht! Dann muss ich jetzt den Professor aus dem OP holen!!!" Ja, ja, sicher. Ergebnis: Ich bekam das Rezept aufs Bett geworfen. Dann rauschte sie wieder hinaus.

Ach ja, in einem Nebensatz bei der morgendlichen 45-Sekunden-Visite hieß es: noch zwei Wochen Thrombose-Spritze. Meine Frage (ich ahnte es schon): wer gibt mir die? Antwort: Na, Sie!

Mir zu zeigen, wie das geht, das hat dies blöde Stationschwester trotz Zusage und nochmaliger Nachfrage vergessen. Super.

Fahrt nach MS ansonsten überraschend problemlos. Hoffe, dass es jetzt aufwärts geht.

Sonntag, 21.10.2007

Stefan und Sicco zu Besuch. Das war schön! Morgen nochmal Treppen üben und dann hier raus. Sind fast alle nett auf der Station (nur viel zuwenige für die vielen Patienten), aber es reicht jetzt auch.Abends Rote-Beete-Salat mit Ziegenkäse sowie ein bunter Salat mit Parmesan von meinen Privatkoch. Abschied nehmen. Morgen geht´nach MS

Samstag, 20.10.2007 - Frische Luft

Eltern zu Besuch, mit leckerem Essen und einer famosen Idee: Rollstuhlspaziergang.
Bin ja im 12. Stock mit einem Super-Ausblick, aber ohne Fenstergriff. Also seit Dienstag keine richtige Luft. Spaziergang war daher eine ausgesprochen tolle Abwechslung.
Montag dürfen sie mich dann mitnehmen nach MS.

Abends noch Besuch von Stefans Umzugsteam. Das war auch schön. Die waren sehr kaputt, aber gutgelaunt. Vermisse die Heidritterstraße. So schnell komme ich da auch noch nicht wieder hin...

Freitag, 19.10.2007 - Mühsame Schritte

Es wird gehumpelt. Morgen entlassen werden ist wohl illusorisch. Langsam wird mir klar, dass ich eine richtig schwere Verletzung hatte. Krankenhaus ist uncool. Das Mittagessen ist eine Katastrophe. Heute gab es Senfeier (kalt) mit Wabbelspinat (kalt) und Salzkartoffeln (kalt und glänzend, und schon etwas verschrumpelt). Mmmmmh. Dafür gibt´s auch nachmittags immer was Süßes. Man nennt das wohl langfristige Kundenbindung. Die Leute, die das für eine ausgewogene Ernährung halten, findet man dann irgendwann in der Herzabteilung wieder. Oder vor den Kleidungsstücken in XS, wenn man es macht wie ich: nichts essen.

Sicco der Süße kommt jeden Abend mit einem leckeren Salat vorbei und dann sitzen wir da und essen zusammen. Nach dem Essen sind wir meist beide sehr müde. Da sitzen wir dann Hand in Hand im Halbdunkel und ab und zu nickt einer ein. Krankenhausromantik.

Donnerstag. 18.10.2007 - Unklar

Ehrlich gesagt, erinnere ich mich nicht so richtig. Macht aber auch nichts. Ich glaube, ich bin aufgestanden. Allein wieder ins Bett mit der Schiene geht noch nicht.

Mittwoch, 17.10.2007 - Noch ´nen Tropf mit Dipi

Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, mal zu googlen, was dieses "Dipi" eigentlich ist. Es macht jedenfalls angenehm benommen, verhindert jedes Hungergefühl und auch jeden vernünftigen Gedanken. Ach ja, und lindert die Schmerzen.

Von dem Tag nehme ich vor allem eins mit: Krankenhaus ist entwürdigend. Nachthemden, die man hinten zuknöpft, aber der letzte Knopf ist auf Rückenhöhe (von oben gesehen!) - damit soll man herumlaufen? Das andere Thema lautet Bettpfanne.

Besser, man kommt schnell wieder auf die Beine...

Dienstag, 16.10.2007 - OP

In aller Herrgottsfrühe also ins Taxi, das natürlich auch noch zehn Minuten zu früh war. Sicco kam mit (zum Glück!), um viertel vor sieben waren wir im Krankenhaus. Um viertel nach sieben auf der Station 12A. Erstmal begrüßt einen keiner, dann heißt es, hier haben wir Sie nicht. Versuchen Sie es bei 12B. Ist ja kein Problem mit meinem Bein, ich laufe gern noch weiter... Auf 12B ignorieren uns erst einmal alle geflissentlich, bis Sicco jemanden anspricht. Frau Reuter? Warum sind Sie jetzt schon da? - ... Vgl. Text zu den Sprechstundentanten gestern. War nämlich doch Quatsch mit sieben Uhr früh... Ja, das Zimmer ist (natürlich) noch nicht fertig. Ein Angebot, was wir derweil machen sollen, wäre ganz charmant gewesen. Aber gut. So war ich dann um acht in meinen Prä-OP-Bett, die OP aber erst für frühestens halb elf angesetzt, Hurra, drei Stunden geschenkt bekommen, in denen ich auf dem Bett sitzen und mich gruseln konnte. Und Sicco, der Arme, daneben.

Die OP war dann erst um zwölf. Die Beruhigungstablette, die es vor der Narkose gibt und von der einige erzählt haben, sie hätte sie heiter gestimmt, führte bei mir nur dazu, dass die schlimmste Panik abnahm und ich vor der Narkose in der Lage war, mich mit dem Anästhesie-Assistenten über die Rückkehrerproblematik bei Asklepios zu unterhalten. Das war, so im Rückblick betrachtet, auch irgendwie etwas krank.

... der Rest des Tages verschwimmt ...

Es scheint aber keine Komplikationen gegeben zu haben. Ergebnis der Diagnose trotzdem niederschmetternd: Innenbänder, Kreuzband, Knorpel und Meniskus sind geschädigt gewesen. Maximaler Ertrag bei minimalem Mitteleinsatz. Die Klappstühle trage ich nicht mehr zu den Palmen.

Montag, 15.10.2007 - Oje

Anruf aus dem Krankenhaus - "Sie brauchen nicht nüchtern zu kommen, heute haben Sie nur ein Vorgespräch, die OP ist dann am Dienstag" - OP????? Ich dachte eigentlich bis dahin, es ginge wohl nur um eine Kernspinaufnahme (zur Absicherung, dass alles ok ist ... naja, das dachte ich vielleicht nicht wirklich, aber - hmmm). Also erstmal Panik. Dann Taxi (Danke Matthias!) ins AK Altona und dort erstmal den Tag vertrödelt (bekommen). Kommunikation = 0. Mit mir hat keiner gesprochen, im Warteraum der Unfallchirurgie keine (!!!!) Möglichkeit, das Bein hochzulegen außer ein Beistelltisch. Auf meine Fragen, was denn jetzt Sache sei, "Das sagt Ihnen der Herr Professor/ Herr Doktor" und dann wird bei der Frage einer Sprechstundenhilfe an die andere "Wer ist denn Frau Reuter" durch den ganzen Raum gerufen "Das ist die mit der gebrochenen Kniescheibe". Hmpfh. Da kann man dann auch nichts mehr zu sagen. Datenschutz gilt offenbar nur gegenüber dem Inhaber der Daten selbst, es sei denn er ist Teil einer ansonsten unbeteiligten Gruppe, die man aufgrund ihres Patientenstatus sowieso für dumm und taub hält.

Das Gesagte machte mir natürlich Angst, stellte sich dann auch als falsch heraus und wurde durch eine andere Hiobsbotschaft ersetzt. Die Ärzte erklärten dann, es sei auf jeden Fall ein Schaden am Knochen (daraus war wohl bei Sprechstundenhilfens im Erdgeschoss die gebrochene Kniescheibe geworden ...) passiert, der behoben werden müsste, und bei der Athroskopie (Kamera und so, wenn man sich für den medizinischen Fortschritt interessiert, sicher eine spannende Angelegenheit, ich bin Juristin, und das aus guten Grund) würde dann der weitere Befund + Reparatur gemacht. Morgen halb zehn Termin und jetzt gehen Sie doch gleich mal zur Anästhesistin, zur Narkosebesprechung, bis dann.... - ?? - Tja, da war ich dann noch. Die war mal ganz nett. Als ich dann ging hieß es "Morgen um sieben hier" von meinen Sprechstundenfreundinnen. Aber der Herr Doktor habe doch gesagt (man beachte meine Wortwahl) um acht? - Nein, um sieben. Dass das natürlich auch wieder Quatsch war, sah ich dann am nächsten Morgen.

Sonntag, 14.10.2007 - Nie wieder Yogi-Tee

Bei strahlendem Sonnenschein Klappstühle unter den Arm und auf zum einem Sonnenplätzchen bei der Amphore. Leider kamen wir nur bis zum Pfarrhaus, also etwa 100 Meter. Dort verdrehte ich mir unter unglücklichsten Umständen das Bein (Lehre: Mit Klappstühlen unter dem Arm nicht versuchen, einen Fußball zu stoppen) und die Kniescheibe sprang heraus. Danach: Krankenwagen, Unfallchirurgie und haarscharf einer sofortigen Aufnahme entgangen. Gut für mich - so war ich wenigstens nochmal zu hause... Montag sollte ich dann wiederkommen für die Diagnose. Mit ständig rutschender Schiene und dickem Knie mit dem Taxi nachhause. Schmerzen. Ätzend.

Freitag, 12. Oktober 2007

Heute gefunden auf der Seite http://www.sueddeutsche.de/ zu Al Gore:

"(...)

Im März 2003 wurde Gore in den Verwaltungsrat des Computerunternehmens Apple gewählt; auch berät er die Internetfirma Google. Der Politiker ist seit 1970 mit der Autorin und Foto-Journalistin Mary Elizabeth ("Tipper“), geb. Aitcheson; verheiratet; beide haben drei Töchter."

Hier ahnt der Leser, dass in einem Nebensatz ein Geheimnis offenbart worden ist; investigativer Journalismus, der fast schon hanseatisch zurückhaltend am Schluss eines langen Artikels noch mit einer solchen Neuigkeit kommt: BEIDE haben drei Töchter! Kann man es glauben, was man hier erfährt? - Es stellen sich auf einmal viele Fragen: hatten beide BEIDE VOR der der Hochzeit bereits drei Kinder (dann müssten sie früh angefangen haben, andererseits: Amerika, so sonst gibt es soviele Teenie-Schwangerschaften?) oder haben beide ihre drei Töchter erst nach der Eheschließung bekommen, dann aber offenbar jeweils mit anderen Partnern (wievielen eigentlich?). Oder handelt es sich um eine Mischform? Bliebe die Frage, warum sie überhaupt keine gemeinsamen Kinder haben, wo sie doch offenbar beide in der Lage sind, welche zu machen? Alles sehr unamerikanisch. Wusste der Wähler das? Und das Nobelpreiskommitee? Oder wussten das vielleicht nur die Leute, die die Stimmen für Al Gore und Bush am Ende ausgezählt haben und dachten sie retten Amerika?

Außerdem muss man davon ausgehen, dass der Journalist ein verbitterter alleinstehender Mensch ist, oder wie soll man sonst den Schlussatz eines sachlichen Artikels verstehen, der lautet: "Bei den Feierlichkeiten wird man die Familie vermutlich groß im Bild sehen." Ja, kann man da nur sagen, Süßer, das ist AMERIKA - wobei - angesichts der o.g. Konstellation wäre das ja fast schon eine Revolution... nicht mal die französischen Politiker posieren üblicherweise mit den Kindern ihrer Nebenfrauen - und den Nebenkindern ihrer Ehefrauen...